Liebes 2015,

Schön, dass du da bist! Schon einen Monat hast du mich begleitet und ich muss sagen, du gefällst mir deutlich besser als 2014. Ich würde das letzte Jahr zwar nicht durchwegs als schlecht, aber doch als äußerst schwierig bezeichnen.  Dabei fing es sehr vielversprechend an, am 1. Januar 2014 ist The bird’s new nest gestartet und ich war glücklich und motiviert mit einem tollen Team von über 40 Personen den Traum eines Online-Magazins rund um das Thema Nachhaltigkeit zu verwirklichen. Außerdem hatte ich noch viele weitere Pläne – ich wollte in diesem Jahr umziehen und mich aus meinem neuen Home Office heraus selbstständig machen. Das erste Monat verging wie im Flug, denn seit dem Start von The bird’s new nest als Online-Magazin herrscht hier Hochbetrieb – Nachhaltigkeit ist offenbar kein Thema, das nur uns interessiert, sondern auch viele interessierte Leser angesprochen hat.

Im Februar 2014 waren dann aber alle Pläne auf Eis gelegt. Meine Mutter hatte eine Gehirnblutung und lag fast sechs Wochen im Koma. Noch dazu kam die Information, dass die Wohnung, die ich im Mai beziehen wollte nicht rechtzeitig fertiggestellt werden könnte, weil die Gemeinde die Bewilligung zum Bau nun doch nicht erteilt hatte. Des weiteren hatte ich mich schon 2013 für das Unternehmensgründungsprogramm beworben, das Personen in Österreich hilft, sich selbstständig zu machen – doch beim Erstgespräch war mein zukünftiger Betreuer nicht sonderlich begeistert davon, dass ich ihm einerseits nicht sagen konnte, wann ich ein funktionierendes Home Office haben würde, denn noch war unklar, wann meine Wohnung nun fertiggestellt werden würde. Und dass ich mindestens drei Tage die Woche bei meiner Mutter im Spital oder mit meinem Vater verbrachte, um meinen Eltern emotional beizustehen oder wichtige Angelegenheiten zu regeln, war auch keine gute Voraussetzung für eine Selbstständigkeit. Deshalb war die Antwort auf meine Bewerbung auch nicht überraschend: Abgelehnt!

Und was jetzt? Wir wussten damals nicht, ob meine Mutter das Koma überhaupt überleben würde, auf einmal war auch die Finanzierung meiner Wohnung in Gefahr und ich wusste nicht mehr, ob ich überhaupt umziehen würde. Nach dem Schock über die Ablehnung wurde mir klar: In dieser Situation ist es mir so und so nicht möglich, mich selbstständig zu machen. Denn neben der Unsicherheit und Hilflosigkeit, die ich empfand, habe ich auch sehr darunter gelitten, dass es meiner Mutter immer wieder sehr schlecht ging und ich trotz allem meinen Vater entsprechend unterstützen wollte. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, ich schaffe es einfach nicht mehr.

Und so war Abwarten die Devise. Abwarten, wie sich der Zustand meiner Mutter entwickeln würde. Abwarten, was mit der Finanzierung meiner Wohnung passiert. Abwarten, ob und wann die Wohnung fertiggestellt wird. Aber einfach abwarten und nichts tun ist nicht mein Fall. Außerdem benötigte ich dringend Ablenkung und so habe ich mich entschieden, die Zeit zu nutzen um mich ganz The bird’s new nest zu widmen. Diese Entscheidung, das tolle Team und meine Freunde haben dazu beigetragen, dass ich 2014 überstanden habe und auf einmal du vor der Tür standest, das hoffnungsbringende 2015!

Und du hast tatsächlich wunderbar begonnen! Meiner Mutter geht es auf einmal besser, sie kann sogar wieder ein wenig schreiben! Und obwohl sie ein schwerstbehinderter Pflegefall bleiben wird, gibt es nichts Schöneres für mich, als meine Mutter lächeln zu sehen, wenn ich vor ihr stehe. Ich bin umgezogen! Trotz aller finanziellen Probleme, die sich im letzten Jahr ergeben haben, war es möglich, die Wohnung zu behalten. Den gesamten Dezember letzten Jahres habe ich mit meinem Umzug verbracht und nun sitze ich in meinem neuen Home Office und schreibe diese Zeilen. The bird’s new nest hat sich wunderbar entwickelt! Die Entscheidung, mich voll auf The bird’s new nest zu konzentrieren hat mir nicht nur durch eine sehr schwere Zeit geholfen, sondern hat auch dazu geführt, dass wir die sehr ambitionierten Ziele, die ich für 2014 festgelegt hatte, alle erreicht haben. Ich wurde in das Unternehmensgründungsprogramm aufgenommen! Nachdem klar war, dass ich ab 2015 ein funktionierendes Home Office haben würde, und nach zwei leider missglückten Versuchen der Heimpflege – meine Mutter ist nun gut in einem Geriatriezentrum aufgehoben -, wurde ich zum Programm zugelassen. Dort habe ich nicht nur viele interessante zukünftige Selbstständige kennengelernt, sondern auch sehr viel Zuspruch erfahren, was meine Pläne betrifft. Mit so vielen Menschen zusammenzutreffen, die sich auf den spannenden und sehr herausfordernden Weg der Selbstständigkeit begeben war sehr inspirierend.

In deinem ersten Monat hast du mir also gezeigt, dass die Welt auch wieder besser aussehen kann. Und ich setze große Hoffnungen auf dich! Denn im zweiten Halbjahr diesen Jahres ist geplant, das Unternehmen zu gründen, das so lange auf Realisierung warten musste. The bird’s new nest wird daneben natürlich bestehen bleiben – auch hier wartet noch einiges Spannendes auf euch! Außerdem gibt es Pläne für ein weiteres sehr interessantes Projekt, und ich würde mich sehr freuen, wenn ich dieses in ein paar Wochen vorstellen könnte. Es wird also ein ereignisreiches Jahr werden, und ich freue mich schon darauf!

Schön, dass du da bist, 2015!

Alles Liebe,

Edda

PS: Ein unglaublich großes Dankeschön an alle, die mich und The bird’s new nest in 2014 unterstützt haben. Vielen, vielen Dank!