“Moose flavored dog treats” – Hundeleckerlis, die nach Elch schmecken!? Echt jetzt!? Die ältere Dame hinter dem Markttisch hat meinen zweifelnden Blick offensichtlich gemerkt. “Ja, natürlich”, erklärt sie mir und amüsiert sich dabei offenbar königlich über mein Staunen, “das mache ich sogar selbst.” Eine etwas umständliche, gefühlte 10minütige Erklärung des Wie´s folgt: Eine, die ich als Vegetarierin lieber gar nicht gehört hätte. Von Elchhaut ist die Rede, die im Wasser aufgelöst wird, um ihren Geschmack abzugeben. Und davon, dass das Hundefutter dann in diesem Wasser gekocht wird. Oder so. Brrr, nichts für etwas empfindliche Seelen wie mich.

Doch dass hier in Alaska jeder auf die Jagd oder zum Angeln geht und selbst langjährige VegetarierInnen damit beginnen, Tiere zu töten, zu häuten, zu verarbeiten und zu verspeisen, daran habe ich mich nach einigen Tagen im US-Bundesstaat gewöhnt. Der Respekt und die Wertschätzung der Natur gegenüber, mit denen das geschieht, lassen alles selbstverständlich, ja fast schon notwendig wirken.

Sind wir nicht alle Jäger?! Foto: Doris

Sind wir nicht alle Jäger?! Foto: Doris

Naja, und sollte ich jemals Hundefutter mit Elch-Geschmack herstellen wollen, weiß ich jetzt auch, wie es geht…

Am Bauernmarkt wird selbst ein Regentag bunt. Foto: Doris

Am Bauernmarkt wird selbst ein Regentag bunt. Foto: Doris

Gespräche wie diese entstehen auf dem Bauernmarkt von Fairbanks, der an diesem Donnerstag nachmittags überraschend belebt und gut besucht ist. Die Frage, ob denn in Alaska niemand etwas zu tun hat, die stelle ich lieber gar nicht. Dem ist natürlich nicht so.

MarketenderInnen bieten ihre Waren feil. Foto: Doris

MarketenderInnen bieten ihre Waren feil. Foto: Doris

“Am Samstag geht die Caribou-Jagd (Anm.: Caribou steht für Ren, die nordamerikanische Bezeichnung für das Tier) los”, berichtet ein Herr, den “meine” Marketenderin freundlich gegrüßt hat. Hier in Alaska scheint jeder jeden zu kennen, und unter den rund 31.500 Einwohnern von Fairbanks, der zweitgrößten Stadt des Staates, ist das nicht anders. Vierzehn Tage dürfen sie in dem Gebiet jagen, das der Herr zu seinem Revier erkoren hat. Er selbst bleibt “nur” eine Woche vor Ort – und freut sich schon sehr auf den Genuss. Denn neben der Jagd steht eben dieser im Vordergrund: “Wir haben einen Whirlpool bei der Hütte”, erzählt er mir von seiner Männerrunde – und ich bin nicht überrascht, scheinen doch Whirlpools in Alaska verkauft zu werden wie warme Semmeln, wie wir bei der State Fair gesehen haben -, “außerdem haben wir viele Leckereien dabei: Selbst gemachte Lachspastete, Rentierwurst…” Er verschluckt sich beinah am Wasser, das in seinem Mund zusammenläuft.

Büffel, Rentier, Elch-Wurst... all das wird auch auf dem Markt angeboten. Foto: Doris

Büffel-, Rentier-, Elch-Wurst… all das wird auch auf dem Markt angeboten. Foto: Doris

Ich verabschiede mich und widme mich lieber dem Riesen-Kohl, der mit seinen 18 Pfund wohl nur zu “durchschnittlichem” Gemüse zählt. Hier in Alaska wächst alles in Übergrößen. Faszinierend sind auch die selbst gebastelten Weihnachtsbaum-Gehänge aus Bären-, Robben- und Hasenfell, Honig-, Marmelade- und andere Mischungen in Gefäßen mit Bärenform oder Ohrringe aus Mammut-Zähnen.

Riesen-Cabbage: Wobei, mit 18 Pfund ist er noch erträglich klein. Foto: Doris

Riesen-Cabbage: Wobei, mit 18 Pfund ist er noch erträglich klein. Foto: Doris

Wer sich einmal durch Alaska kosten möchte oder noch Souvenirs und Mitbringsel für seine Lieben möchte, der ist hier am Markt genau richtig! Wer einmal mit Einheimischen ins Gespräch kommen möchte, ebenfalls – nicht nur über die Jagd. Und wer Märkte liebt, so wie ich, sowieso <3

In Alaska kommt man an Blueberries kaum vorbei. Foto: Doris

In Alaska kommt man an Blueberries kaum vorbei. Foto: Doris

Schöner, bunter Markt. Foto: Doris

Schöner, bunter Markt. Foto: Doris

Bäriges ist in Alaska überall. Foto: Doris

Bäriges ist in Alaska überall. Foto: Doris

Alles ist Plus-Size in Alaska, auch das heiß geliebte Popcorn. Foto: Doris

Alles ist Plus-Size in Alaska, auch das heiß geliebte Popcorn. Foto: Doris

Bauernmarkt Fairbanks
Tanana Valley Farmer´s Market
jeden Mittwoch (11.00 – 16.00 Uhr), Samstag (9.00 – 16.00 Uhr) und Sonntag (11.00 – 16.00 Uhr)
2013 noch bis 22. September 2013

Offenlegung: Herzlichen Dank an Condor für die Unterstützung bei den Flügen, an Airbnb und Best Western für Übernachtungs-Gutscheine sowie an die Regionen Anchorage und Fairbanks für den Support.

 

Andere Garanten für Marktgeschichten in den USA: 

Hawaii Hilo Farmers Market
Mittwoch & Samstag von 6.00 bis 16.00 Uhr
kleinere Version: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonntag: 7.00 bis 16.00 Uhr
Auf einem der Stände gibt es auch meinen Lieblings-Papaya-Salat >> hier geht´s zum Rezept!

Auf meinem Stammmarkt in Hilo gab es günstiges Obst und kleine Snacks. Foto: Doris

Auf meinem Stammmarkt in Hilo gab es günstiges Obst und kleine Snacks. Foto: Doris

SPACE Farmers Market im Puna District, Hawaii
jeden 2. Samstag, 8.00 bis 12.30 Uhr

Pike Place Farmers Market, Seattle
Der Markt hat 362 Tage im Jahr rund 19,5 Stunden offen (geschlossen: Thanksgiving, Christmas & New Year’s Day)
Breakfast: 6 am
Fresh Produce & Fish: 7 am
Official Market Bell: 9 am
Merchant Hours: 10 am – 6 pm
Restaurants & Bars Last Call: 1:30 am

Das "Wahrzeichen" vom Pike Place Market. Foto: Doris

Das „Wahrzeichen“ vom Pike Place Market. Foto: Doris

Olympia Farmers Market
Offen Donnerstag bis Sonntag 10.00 bis 15.00 Uhr

Es gibt nicht nur Essen (wie Schokolade), sondern auch Sprüche und vieles mehr auf dem Farmers Market. Foto: Doris

Es gibt nicht nur Essen (wie Schokolade), sondern auch Sprüche und vieles mehr auf dem Farmers Market. Foto: Doris