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Autor: Jan

EARTHLINGS – Schau es dir an!

Es sind nur Tiere! Wie viel weißt du tatsächlich darüber? Oder: Fakten die du nie wissen wolltest – Eine Filmkritik Die Anfrage fing eigentlich ganz harmlos an. Ob nicht irgendwer über…

Es sind nur Tiere! Wie viel weißt du tatsächlich darüber? Oder: Fakten die du nie wissen wolltest – Eine Filmkritik

Die Anfrage fing eigentlich ganz harmlos an. Ob nicht irgendwer über den Film EARTHLINGS schreiben wolle. Im Idealfall jemand, der Fleisch isst und nicht Vegetarier oder Veganer ist. In diesem Moment hätte man es ja schon ahnen können. Tat ich aber nicht und nun sitze ich hier. Suche Worte für einen Film, den man in die Welt hinaus schreien muss. Man sollte die Zuschauer ein wenig vorbereiten auf das, was sie erwartet. Vielleicht. Denn dein Fleisch kommt nicht vom Heile-Welt-Bauernhof!

Worum geht es in Earthlings?

Der ungefähr 95 Minuten dauernde Dokumentarfilm lässt sich in mehrere Kapitel aufteilen:

Haustiere
Was passiert mit streunenden, ausgesetzten und abgegebenen Haustieren?

Nahrung
Woher kommt das Fleisch, welches wir als Nahrung zu uns nehmen? Wie wird es produziert?

Kleidung
Wie werden Leder und Pelz hergestellt?

Unterhaltung
Was haben Sea World und der Zirkus von nebenan mit EARTHLINGS zu tun?

Wissenschaft
Welche Experimente werden für Kosmetikhersteller, Pharmaunternehmen und die Verkehrsforschung durchgeführt?

Es dreht sich alles um den tatsächlichen, realen Umgang des Menschen mit Tieren. Nicht um das schöne Bild, das wir ständig in der Werbung sehen. Keine endlosen Weidegründe mit wenigen Kühen, sondern eng zusammengepferchte Kühe, Schweine und Hühner sind die Realität. Leider ist das immer noch eine Beschönigung der Zustände.

Bevor ich weiter auf den Film eingehen möchte, will ich dir noch kurz drei Fragen mit auf den Weg geben:
Sind Tiere minderwertig?
Ab wann ist ein Tier ein Lebewesen?
Ab wann empfinden Tiere Schmerzen, Leid und Angst?

Du wirst verstörende Bilder zu sehen bekommen. EARTHLINGS wird als „Dicke Berta“ der Veganer gegen die Fleischesser beschrieben. Als das schwerste Geschütz, das gegen die Gegner aufgefahren werden kann. Das ist zwar durchaus richtig aber andererseits ist es von den tatsächlichen Anschuldigungen her noch relativ wertungsfrei. Dich werden Bilder erwarten wie fast verhungerte Hunde, die lebend in eine Müllpresse geworfen werden. Hunde werden vor deinen Augen eingeschläfert. Tiere werden aus Kostengründen einfach vergast, weil es bei der Masse an Tötungen nicht mehr möglich ist, alle per Spritze einzuschläfern. Ich bin ehrlich: Das sind noch die harmloseren Bilder.

Ich kannte manche Bilder bereits aus anderen Kampagnen, doch bei EARTHLINGS musste ich mehrfach schlucken. Erst hofft man, es seien Einzelfälle. Doch das sind sie nicht. Der Film berichtet von immer wiederkehrenden Vorfällen – oft aus Kostengründen

Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir die Aufnahmen des Bullen, der mit aufgeschlitzter Kehle in seinem eigenen Blut auf dem Boden um seine letzten Augenblicke kämpft. Oder das Tier, welchem man in die Augen mit den langen Wimpern schauen kann, nachdem ihm bei lebendigem Leibe der Pelz vom Körper gerissen wurde. Die Affen, denen in Versuchslaboren bewusst Hirnverletzungen zugefügt werden, um deren Auswirkungen erforschen zu können.

Wirklich, keine schönen Aufnahmen. Doch gerade wenn du FleischesserIn, PelzträgerIn oder begeisterte/r ZirkusbesucherIn bist erwarte ich eines von dir: Schau es dir an!

Ich bin, wie gesagt, selbst Konsument von Fleisch, trage im beruflichen Alltag Lederschuhe und fand Delfin-Shows toll. Genau aus diesem Grund finde ich es wichtig, dass man weiß, unter welchen Umständen all dies entsteht. denn wenn du es nutzt, solltest du auch wissen, woher es kommt.

Earthlings und die KZ-Vergleiche

In der WAZ werden mehrfach die Vergleiche mit einem Konzentrationslager kritisiert. Holocaust, Rinderzucht, andere Verbrechen. Alles irgendwie das selbe. Denn zu Beginn des Films werden Aufnahmen einer großen Rinderfarm kurz nach Bildern eines Konzentrationslagers gezeigt. Anschließend bekommt der Zuschauer weitere Verbrechen zu sehen, diesmal wieder an Menschen. Wo und aus welchen Gründen diese geschehen sind bleibt offen. Konzentrationslager, nicht genauer benannte Menschenrechtsverletzung und Massentierhaltung in einer Szene. Das wirkt nicht nur wie ein billiger Versuch Aufmerksamkeit zu erhaschen, sondern ist auch gefährliche Gleichmacherei.

Denn die politische Verfolgung von Millionen Juden hat rein gar nichts damit zu tun, dass Menschen viele Tiere als günstige Nahrungsquelle ausnutzen. Der Holocaust, Rinderzucht, irgendwelche anderen Verbrechen. Bei Earthlings ist das alles irgendwie das selbe. Das ist schade.“

Ich kann verstehen, wenn man im ersten Moment unverständlich den Kopf schüttelt. Verbrechen an Menschen können nicht den gleichen Stellenwert haben wie Verbrechen an Tieren. Doch trotzdem muss ich in ein paar Punkten widersprechen. Greift man zurück auf den Anfang der Dokumentation, findet man dort die Definitionen von Sexismus, Rassismus und Spezieismus. In der NS-Zeit Deutschlands wurden Juden getötet, weil sie Juden waren. In der heutigen Zeit werden Tiere getötet, weil sie Tiere sind. Das eine ist Rassismus, das andere Spezieismus.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, habe ich die Definition von Konzentrationslagern herausgesucht: Als Konzentrationslager wurden bisher verschiedene Haftorte in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten bezeichnet. Die lateinische Wortherkunft bedeutet sammeln, zusammenziehen oder zusammenlegen. Passt leider besser, als uns lieb sein dürfte. Ich halte es nicht unbedingt für einen „billigen Versuch Aufmerksamkeit zu erhaschen“, sondern für eine Darstellung von den unvorstellbaren Zahlen an Lebewesen die damals wie heute vernichtet wurden. Ich kann mir zum Beispiel nicht die Menge von fünf Millionen Menschen vorstellen. Wie soll ich mir dann die Menge von 66 Millionen Tieren vorstellen, die jeden Tag von Menschen getötet werden. Jeden Tag? Für mich ist das unvorstellbar viel. Das kann nur mit einer Tötungsmaschinerie ablaufen. Und so schließt sich der Kreis zu den KZs.

Mein persönliches Fazit: Ansehen!

Ich finde den Film gut. Sehr gut sogar. Was mir gefällt ist die Tatsache, dass es wirklich eine Dokumentation ist und keine direkte Anklage. Bei Interviews, Dokus und Vorträgen zum Thema Ernährung driftet es leider manchmal schnell in eine Anklage ab. Zuschauer bekommen das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. Bei Earthlings kam mir das nicht so vor. Das mag auch an dem Satz zum Schluss liegen: Make the connection.

Earthlings für Kinder und Jugendliche? Zu Beginn des Films wird gesagt, dass man den Film auch seinen Kindern zeigen kann. Damit hätte ich, bei meiner Tochter mit neun Jahren, noch Bauchschmerzen. Ich denke den Film sollte man frühestens mit zwölf, besser aber erst mit 16 Jahren sehen. Sicherlich kann und sollte man das Thema „Woher kommt mein Essen?“ bei passender Gelegenheit ansprechen, doch solche Bilder müssen für unter 16jährige nicht unbedingt sein. Wo der Film aber gut hin passen würde, wäre im schulischen Bereich der Oberstufe. Man kann damit mehrere gesellschaftliche sowie politische Themen ansprechen.

Was hat der Film für Auswirkungen auf mein Konsumverhalten? Da ich schon seit einiger Zeit bewusster auf meinen Konsum achte, ändert sich bei mir langsam etwas. Manche Bilder bleiben im Gedächtnis und kehren auch wieder wenn man zum Beispiel vor der Wurst- oder Käsetheke steht. Dann schaue ich mich eher nach vegetarischen Alternativen um. Mein Fleischkonsum ist nicht komplett eingestellt. Allerdings entwickle ich eine Neugier auf vegetarische bzw. vegane Produkte, mit der ich vorher nicht gerechnet hätte. Auch der Gedanke mich vegetarisch zu ernähren wird immer konkreter.

Privat trage ich kein Leder oder Pelz. Beruflich bin ich aber leider zu Lederschuhen verpflichtet. Daher werde ich mich beim nächsten Kauf von Schuhen auch nach Kunstleder umschauen. Noch besser wäre es natürlich, wenn die jetzigen noch möglichst lange halten. Im Großen und Ganzen hat EARTHLINGS bei mir also eine bewusstere Wahrnehmung meines Konsumverhaltens hervorgerufen.

Nun bist du gefragt! Was denkst du über den Film? Lass es mich wissen und schreibe doch ein Kommentar!

16 Kommentare zu EARTHLINGS – Schau es dir an!

Drei Finger gegen die Junta – Wie eine Hand Angst verbreitet

Es war eine einfache Geste, die den Respekt für eine gefallene Verbündete ausdrücken sollte. Eine erhobene Hand mit drei ausgestreckten Fingern, die für Dankbarkeit, Respekt und Abschied stehen. Eine andere…

Es war eine einfache Geste, die den Respekt für eine gefallene Verbündete ausdrücken sollte. Eine erhobene Hand mit drei ausgestreckten Fingern, die für Dankbarkeit, Respekt und Abschied stehen. Eine andere Deutung besagt, dass die Geste für die Ideale der französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – steht.

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Bild: Khaosod English

Nicht nur im Film „Die Tribute von Panem“ – Originaltitel „The Hunger Games“ – entwickelte sich dieser Gruß zum Zeichen der Revolution gegen die Herrschenden, sondern er wurde auch von Demonstrierenden in Thailand verwendet, um gegen die aktuelle Militärregierung zu protestieren.

Warum gelangt so ein Gruß aus der Fiktion in die Realität?

Um dies erklären zu können, muss ich noch einmal auf den Kinofilm zurückgreifen. Die Ausgangssituation im Film beschreibt das sogenannte „Kapitol“, welches die herrschende Klasse darstellt. Um das Kapitol herum gibt es 13 Distrikte, wobei Distrikt 13 beim letzten Bürgerkrieg vollständig zerstört wurde. Die übrig gebliebenen Distrikte arbeiten unter schlechten Bedingungen und immer der staatlichen Willkür ausgesetzt, um das Kapitol mit allen angenehmen Dingen zu versorgen, die dort gewünscht und benötigt werden. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft also. Und es braucht nicht all zu viel Fantasie, um sich auszumalen, dass diese nur durch Angst und Gewalt aufrecht erhalten werden kann. Doch jede Gewalt zieht irgendwann einmal Gegengewalt nach sich. Immer auf dem schmalen Grad zur Revolution.

Springen wir in die Realität

„In Thailand hat das Militär nach monatelangen politischen Tumulten die Regierung abgesetzt und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Armeechef Prayuth Chan-Ocha erklärte, die „bewaffneten Streitkräfte, die Königliche Luftwaffe und die Polizei“ hätten die Macht übernehmen müssen, nachdem es den politischen Gegnern nicht gelungen war, ihre Differenzen am Verhandlungstisch zu lösen. Prayuth brach damit seine Zusage aus den vergangenen Tagen, dass das Militär nicht die Macht im Land übernehmen werde. […] Als ersten Schritt verhängte die Armee eine landesweite nächtliche Ausgangssperre. Die Thailänder rief Prayuth zur Zurückhaltung auf. „Wir bitten die Bevölkerung, nicht in Panik zu verfallen und ihr Leben normal weiterzuführen.“

Tagesschau am 22.05.2014

Da hatte man also bereits die ersten Parallelen in Form von politischer Unruhe und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Was bedeutete dies im Weiteren für die Thailänder? Prayuth schränkte die Pressefreiheit ein: Zehn Fernsehsender mussten ihren Betrieb einstellen. Die Armee befahl Sendern, ihre Mitteilungen zu übertragen. Presseorgane wurden angehalten, nur genehmigte Fakten zu transportieren, um die Aufgabe der Armee, den Frieden zu wahren, nicht zu unterwandern, wie es nach einem Bericht der „Bangkok Post“ hieß. Ausgangssperren, Medienzensur, Demonstrationsverbot. Das klingt doch alles nach einem ganz normal weitergeführten Leben. In Panem, aber leider mittlerweile auch in Thailand.

Der Dreifinger-Salut wurde erstmals bei einer Demonstration in einem Einkaufszentrum im Bangkoker Stadtteil Asoke dokumentiert. Eine Gruppe von etwa 30 Personen hatte sich über Facebook zu der Aktion verabredet. Die Versammlung wurde vom Militär aufgelöst, sechs Teilnehmer wurden festgenommen. Dann kam der November 2014, in dem 5 Studenten vorübergehend festgenommen wurden, weil sie Premierminister Prayut Chan-O-Cha mit dem Drei-Finger-Zeichen begrüßt hatten, welches in dem Film der Gruß der Aufständischen ist. Doch genau dieser Ablauf unterstützt erst die weitere Verbreitung des Dreifinger-Grußes und so breiten sich Proteste dieser Art weiter in Thailand aus.

„Jede Verwendung des Spotttölpelsymbols ist verboten.“ Präsident Snow, Herrscher über das Kapitol in Panem

Ich weiß nicht genau, was mich mehr erschreckt. Dass die Bücher der „Tribute von Panem“ so nahe an der Realität sind, oder dass anscheinend Machthaber immer noch nicht verstanden haben, dass es eine Kette von Abfolgen gibt, die meist unwiderruflich in Gang gesetzt wird, wenn ein Rädchen ins andere greift. Wie also reagierten die Machthaber in Thailand auf den Drei-Finger-Gruß? Thailändische Studenten wurden verhaftet, nachdem sie den Premierminister mit dem Dreifinger-Gruß aus „Panem“ gegrüßt hatten. Laut dem Anwalt der Verhafteten wurden seine Mandanten dazu gedrängt, einen Verzicht auf sämtliche politischen Aktivitäten zu unterzeichnen. Sie wurden danach zwar freigelassen, müssen sich nun aber wegen eines Verstoßes gegen das Militärgesetz vor Gericht verantworten. An anderer Stelle: Laut Berichten von N-TV hatte eine Kinobesucherin im Rahmen der Kinopremiere „das Antiregierungszeichen“ gemacht. Das bedeutete für die Dame dann:

„Ein Verhör solle nun Klarheit bringen, ob die Frau wegen der Tat in ein „Militärlager zur Verhaltensanpassung“ gebracht werde, sagte Polizeioberst Kittikorn Boonsom.“

Inzwischen reicht offenbar schon eine Kinokarte für die „Tribute“ aus, um den Argwohn der Militärjunta auf sich zu ziehen. Der Student Ratthapol Supasopon hatte Freikarten verteilt, bevor er festgenommen wurde. „Es ist nur eine Aktivität, um den Film zu sehen“, sagte er kurz zuvor. „Wir werden die drei Finger nicht zeigen. Jeder hat Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun. Heute gibt es in Thailand keine Freiheit mehr.“

„Der stille Protest kann aber schnell zum Gegenteil von Freiheit führen. Dieses Foto zeigt, wie Zivilpolisten eine Frau festnehmen. Ihr Vergehen: Sie stand an einer Straßenkreuzung und trug eine Maske mit der Aufschrift „People“. Laut anderen Berichten hat sie auch den Dreifinger-Salut gezeigt. Laut „Bangkok Post“ überlegt die Militärjunta inzwischen, den Gruß zu verbieten. Zumindest wer auf Aufforderung seinen Arm nicht senkt, soll künftig festgenommen werden.“

Nachdem sich Armeechef Prayut Chan-ocha zum mächtigsten Mann des Landes ernannt hatte, setzte er die Verfassung außer Kraft. Seitdem sind Versammlungen mit mehr als fünf Personen verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt. Laut Human Rights Watch wurden bislang mehr als 200 Oppositionelle, Politiker und Journalisten festgenommen. Die Organisation erkennt inzwischen „Zeichen für die Errichtung einer Diktatur“. Panem oder Thailand – Fiktion oder Realität?

Ein persönliches Fazit

Die meisten Menschen hier in Europa können sich glücklich schätzen, dass wir uns mit so Luxusfragen wie „Was möchte ich heute Abend essen?“,  „In welchem Club gehe ich feiern?“ oder „Welchen Kinofilm schaue ich mir heute Abend an?“ beschäftigen können. Was dies aber alles erst ermöglicht, ist ein einfaches, unscheinbares Wort, welches erst eine riesige Bedeutung erlangt, wenn man es nicht mehr leben kann: Freiheit. Gerade der heutigen Jugend wird nachgesagt, dass sie sich kaum noch für irgendwelche politischen Dinge interessiert. Ich bin der Meinung, dass wir ein wenig verwöhnt sind, was die allgemeine Situation angeht. Wir können sagen, was wir wollen, mag es richtig oder falsch sein, und müssen nicht um unser Leben bangen. Wir dürfen hinaus gehen, solange und so oft wir wollen, und wir dürfen treffen wen wir wollen.

Zum Abschluss dieses, zugegeben ungewohnten, Artikels möchte ich euch mit einem Zitat des Darstellers von Präsident Snow, Donald Sutherland, verabschieden, welches ich aus einem Interview mit der Bild-Zeitung entnommen habe:

„Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit! Kämpft für eure Selbstbestimmung!“ [Dieses Zitat twittern].

Und nun geht hinaus und vertretet eure Ideale!

 

Kleines Update noch am Rande:


Quellenangaben und zum Weiterlesen:

http://www.khaosodenglish.com/detail.php?newsid=1418379319
http://www.tagesschau.de/ausland/thailand-kriegsrecht100.html
http://www.tagesschau.de/ausland/militaerputsch-thailand100.html
http://www.filmstarts.de/nachrichten/18490092.html
http://www.n-tv.de/politik/Thailands-Junta-fuerchtet-Tribute-von-Panem-article14004366.html
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/die-tribute-von-panem-gruss-aus-hunger-games-in-thailand-verboten-a-1003957.html
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/thailand-gruss-aus-tribute-von-panem-fuehrt-zu-festnahmen/11008760.html
http://www.jabberjays.net/2014/11/18/the-hunger-games-mockingjay-part-1-discussion/
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/tribute-von-panem-thailand-proteste-gegen-militaerregierung-a-973121.html

9 Kommentare zu Drei Finger gegen die Junta – Wie eine Hand Angst verbreitet

Wie bereit bist du zu vergessen?

Alles ab einem Euro, das T-Shirt nur fünf Euro, die Markenjacke 149 Euro. Überall prasseln verschiedenste Preise auf uns ein und versuchen, uns in ihren Bann zu ziehen. Nur wenige…

Alles ab einem Euro, das T-Shirt nur fünf Euro, die Markenjacke 149 Euro. Überall prasseln verschiedenste Preise auf uns ein und versuchen, uns in ihren Bann zu ziehen. Nur wenige Menschen machen sich Gedanken darüber, wie diese Preise zu Stande kommen oder welche Faktoren für die Preisgestaltung im Produktionsland eine Rolle spielen. „Klar, ist halt Massenware und deswegen günstiger.“ Mit diesem Argument ist der günstige Preis somit für den Käufer ausreichend begründet. Das Gewissen ist beruhigt, die Frage nach den Produktionsbedingungen oder anderen Faktoren verstummt unbeantwortet.

Erst wenn in Asien wieder eine Fabrik einstürzt und zig ArbeiterInnen unter sich begräbt oder ein Brand einige Menschen das Leben kostet, fragt man sich möglicherweise ob den günstigen Preis vieler Produkte andere mit einem sehr hohem Preis bezahlen – zum Beispiel mit ihrem Leben. Vielleicht insbesondere dann, wenn in besagten Fabriken auch Kleidung für den deutschsprachigen oder europäischen Markt produziert wurde.

Die Macht der Konsumenten

„Aber was soll ich denn mit denen da* drüben zu tun haben?“ Meiner Meinung nach eine ganze Menge! Unternehmen sind angewiesen auf die Verkäufe ihrer Produkte, da sie diese vorfinanzieren müssen, bis sie dann schlussendlich vor uns im Laden liegen. Verkaufen die Unternehmen nichts, haben sie nicht nur keinen Gewinn gemacht, sondern auch noch Verluste wegen der zuvor gezahlten Kosten eingefahren. Daraus ergibt sich für den Kunden, den Verbraucher – schlicht gesagt: Für dich – eine ganze Menge Macht. Mit deinem Einkauf steuerst du, in welche Unternehmen dein Geld wandert.

In der Wirtschaft gibt es einen Grundsatz: „Wer Erfolg hat, hat Recht.“ Das heißt, wenn ein beliebiges europäisches Unternehmen seine Waren von einem Kooperationspartner in Asien bezieht, der zu einem Stundenlohn von 0,75 Euro produzieren lässt, können wir als Verbraucher Produkte zu einem sehr günstigen Preis kaufen. Günstige Preise führen üblicherweise zu hohen Verkaufszahlen. So zieht das Unternehmen einen maximalen Gewinn aus den Produkten, denn die Gewinnspanne ist aufgrund der niedrigen Produktionskosten hoch und wächst mit jedem verkauften Stück. Erfolg wird an hohen Gewinnen gemessen. Wenn also ein Unternehmen auf diesem Weg hohe Gewinn einfährt, gibt ihm der Erfolg Recht.

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Bild: Clean Clothes Campaign (CCC), Taslima Akhter

In der letzten Zeit ist allerdings die Philosophie von Unternehmen hinsichtlich ihrer Produktionsbedingungen ein wenig mehr in den Blick der Kunden gerückt. Denn: „Menschen ausbeuten ist ja schon echt fies.“ So etwas möchte man ja nicht unterstützen, immerhin will man auch das eigene Gewissen ruhig halten. Sonst wäre man ja gezwungen etwas zu verändern. Und dass die Kunden sich beginnen dafür zu interessieren, das interessiert wiederum die Unternehmen. Denn wer möchte schon mit einem Image als Ausbeuter dastehen oder von einem Shitstorm aufgrund von unzumutbaren Arbeitsbedingungen betroffen sein.

Die verstummten Fragen sprechen lassen

Ich glaube, die Entfernung zu den ArbeiterInnen macht es uns leicht, wenig nachdenken zu müssen. Doch eine ganz einfache Frage kann das Problem viel näher an uns heran holen. „Was wäre, wenn ich eine der ArbeiterInnen persönlich kennen würde?“ Würde ich dann auch von ihr verlangen, dass sie für unter einen Euro die Stunde schuften muss und das bei einem Arbeitstag von weit über 14 Stunden? Was für Gefühle löst es bei mir aus, wenn ich daran denke, dass die kleine Tochter die gleiche Arbeit machen muss wie ihre Mutter? Wie geht es mir bei dem Gedanken, dass beide zusammen trotzdem ihre Familie damit nicht ernähren können?

Alles Fragen, die wir gerne verdrängen.
Alles Fragen, die auch mit der Firmenphilosophie zusammenhängen.
Alles Fragen, die ein Kunde mit seiner Kaufentscheidung beeinflussen kann.

Kommen wir zurück zum Titel: Wie bereit bist du, all diese Fakten zu vergessen, wenn du das nächste Mal shoppen gehst? Wenn die Jacke, die du schon immer haben wolltest, von einem Unternehmen stammt, das durch schlechte Arbeitsbedingungen in die Medien geraten ist oder du mit einem 5er Paket T-Shirts für 2,99 liebäugelst?

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*Diese Formulierung soll in keinster Weise abwertend gemeint sein, sondern nur als Verdeutlichung der emotionalen Distanz zwischen den Kunden und ArbeiterInnen.

3 Kommentare zu Wie bereit bist du zu vergessen?

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